Schublade, Archiv, Cloud – was bleibt? Ein Interview-Projekt mit Komponist*innen der Gegenwart
Was treibt eine Komponistin an, ihren eigenen Weg zu gehen? Woher nimmt ein Künstler die Kraft zu glauben, dass sein Werk überdauern wird? Ist das für sie oder ihn überhaupt wichtig? Oder wird einfach die Möglichkeit akzeptiert, dass ein Werk im Zweifelsfall als vergessenes Paket von Noten und Schriften in einem Archiv landet oder aber sich im Cyberspace verflüchtigt? Was also bleibt?
Das Seminar für Musikwissenschaft der Universität Basel führt gemeinsam mit der Musiktheater-Regisseurin und künstlerischen Leiterin des Gare du Nord Désirée Meiser und der Dramaturgin Anja Wernicke ein Interview-Projekt mit Komponist*innen der Gegenwart durch. Insgesamt werden etwa 40 Komponist*innen aus verschiedenen Ländern und Altersgruppen zu ihrem Selbstverständnis (Inspirationen, Arbeitsweise, Rolle in der Gesellschaft) sowie zu ihren Wünschen nach Weitergabe von Komponiertem an die nächsten Generationen (und dessen Archivierung) befragt. In einem gemeinsamen Arbeitsprozess sollen zum einen Interviews geführt und die gewonnenen Materialien geordnet und aufbereitet werden, zum anderen wird eine Publikation vorbereitet. Als Anstoss findet im Frühjahrsemester 2020 am Musikwissenschaftlichen Seminar Basel ein Kurs dazu statt.
Im Mittelpunkt des Projektes steht die Reflexion jener ästhetischen und gesellschaftlichen Eigenwirkung, die das Leben der befragten Komponist*innen geprägt hat und mit der sie für ihre Zukunft rechnen. Im geplanten Buch werden die Interviews von kommentierenden Texten begleitet und inhaltlich miteinander vernetzt. Hierdurch soll eine Vielfalt von Positionen, die der internationale und Alters-Querschnitt der Komponist*innen-Auswahl erwarten lässt, dokumentiert werden und für einen differenzierten Dialog der Standpunkte sorgen.
Die gewonnenen Gesamtdaten der Interviews werden auf dem Server der Universität Basel langzeitgespeichert und stehen interessierten Forschenden und Besucher*innen im Musikwissenschaftlichen Seminar zur Verfügung.
Das Projekt wird gefördert durch die Leonardo-Stiftung, Basel.
Kontakt: matthias.schmidt@clutterunibas.ch