Editionsprojekt: Spielräume
Instrumenatale Bearbeitungen des Genfer Psalters in Basel. Kritische Edition des Notentextes mit einleitender Studie
Kurzdarstellung des Projekts
Im Rahmen des Vorhabens sollen seltene Dokumente der instrumentalen Aneignung des fast kompletten Genfer Psalters als eine Ausprägung des Sonderwegs, der in Basel bei der Übernahme der Reformation beschritten wurde, in einer wissenschaftlichen Edition erstmalig im Zusammenhang erschlossen werden. Es handelt sich um drei Handschriften des Baslers Münsterorganisten Samuel Mareschal (1554–1640), der den ganzen Psalter insgesamt zweimal unabhängig voneinander für Tasteninstrumente adaptierte – derartige Bearbeitungen entstanden sonst vornehmlich in den Niederlanden und in Deutschland, wobei meist nur besonders beliebte Stücke ausgewählt wurden. Mit der Edition werden Mareschals Instrumentalbearbeitungen des Genfer Psalters für weitere Forschung und die Musikpraxis zugänglich. Die Edition soll durch eine einleitende Studie ergänzt werden, in der die Frage diskutiert wird, inwieweit in der lokalen Musikgeschichte allgemeine Tendenzen dieser historischen Epoche zu erkennen sind und welcher Stellenwert den zu edierenden Quellen als Zeugnisse des alltäglichen Musiklebens zukommt. Ausgehend von den Bearbeitungen Mareschals wird die spezifische Ausprägung der Reformation in Basel herausgearbeitet. Dabei soll nicht nur den Entstehungsumständen sowie den Bearbeitungsprozessen nachgegangen werden, sondern es wird durch eine Verortung dieser Stücke im Alltag des gelebten Glaubens und im nach-reformatorischen Klima – ausgehend von den drei Leitbegriffen Spiel – Räume – Spielräume – eine gleichsam multiperspektivische Sichtweise auf die Quellen und ihre Inhalte eingenommen, um den komplexen Verankerungsprozess, den der reformierte Glauben in dieser Zeit erfuhr, gerecht zu werden. Das Projekt geht dabei von der grundsätzlichen Annahme aus, dass einerseits die relative Stabilität um die Wende zum 17. Jahrhundert Folgen für den Umgang mit den textlichen und musikalischen Gattungen zeitigt und dass andererseits gerade private Zeugnisse aus dem Alltagsleben die Konsolidierungsprozesse spiegeln und die Rolle der individuellen Glaubensaneignung für die Schaffung einer kollektiven Identität bekunden.
Methodik und Präsentation
Gerade diese Komplexität erfordert eine interdisziplinäre Betrachtungsweise des aktiven Aneignungsvorgangs. Zu diesem Zweck ist ein öffentlicher Workshop geplant, um im Dialog mit Expert*innen aus der musikalischen Praxis und den benachbarten Disziplinen (Geschichte, Theologie) die erarbeiteten Forschungsergebnisse sowie die Methodik einer diskursiven Aufarbeitung wie einer Präzisierung zu unterziehen.
Die öffentliche Präsentation der Edition und der Forschungsergebnisse wird durch ein Konzert umrahmt. Diese Veranstaltung wendet sich dezidiert an ein breites, an Basler Geschichte interessiertes Publikum. Das Konzert wird in Zusammenarbeit mit der Schola Cantorum Basilensis stattfinden, die renommierte Instrumentalistin Corina Marti wird eine Auswahl der edierten Werke zum Erklingen bringen. Des weiteren ist eine Vorstellung der Basler Quellen als Zegnis nachreformatorischen privaten Musizierens bei den von der Universitätsbibliothek veranstalteten Themenabenden geplant, die einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind. Edition und Studie werden in Zusammenarbeit mit der Schweizer Musikforschenden Gesellschaft als Buchpublikation nach Abschluss des Projekts in der Reieh Musicalia Helvetica im Verlag Peter Lang erschienen.
Das Projekt wird finanziert mit freundlicher Unterstützung von:
- Claire Sturzenegger-Jeanfavre-Stiftung
- Forschungsgemeinschaft des Musikwissenschaftlichen Seminars
- L. und Th. LaRoche-Stiftung
- Milli und Hans Zehntner Stiftung, Basel
- Orstgruppe Basel der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft
Projektleiter | Matteo Nanni |
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Mitarbeitende | Ramona Hocker |