Öffentlichkeit und Diskurs; Die Donaueschinger Musiktage 1921–1926
Die "Donaueschinger Musiktage" stellen seit ihrer Gründung 1921 eines der renommiertesten Festivals für zeitgenössische Musik weltweit dar. Ihr bis heute ausserordentlicher Ruf geht zu einem beträchtlichen Teil auf jene ersten Jahre zurück, als sich das Festival mit aufsehenerregenden Uraufführungen ins Zentrum der kulturinteressieretn Öffentlichekti katapultiert. Die historische Besonderheit des Festivals liegt zum einen in der nüchternen Aufbruchstimmung begründet, die nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs auch in kulturellen Belangen einen Neuanfang einforderte, zum anderen im Wunsch der Veranstalter, alle Richtungen und Strömungen der internationalen zeitgenössischen Musik in ihren Programmen zu berücksichtigen. Bewusst siedelte sich das Donaueschinger Festival, dem Usus der Vorkriegszeit zum Trotz, jenseits der grossen Kulturzentren an. in der badischen Provinz sollte sich eine interessierte Öffentlichkeit einfinden, um im Diskurs von Komponisten, Publikum und Kritik sich ganz auf die zeitgenössische Musik konzentrieren können.
Ziel des Forschungsprojekts, das vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird, ist es, einen quellenfundierten und -kritischen Einblick in die Beschaffenheit der Musikkultur der 1920er Jahre zu gewinnen. Dabei sind drei Schwerpunkte ins Auge zu fassen; 1. kompositionsgeschichtlich im Hinblick auf die innermusikalischen Kriterien von Erfolg und Misserfolg, aktuell und spätere Wirkung und Bedeutung der Werke; 2. institutionengeschichtlich im Hinblick auf die damaligen internationalen Netzwerke der Neuen Musik; 3. schliesslich mediengeschichtlich und -ästhetisch im Hinblick auf das einzigartig rekonstruierbare Wechselverhältnis von Programmplanung und Presserezeption.
Das Projekt wird einerseits detaillierte historische Kenntnisse über kompositorische und ästhetische, aber auch "tagespragmatische" Urteilsbildungen zulassen; andererseits können damit im Besonderen die innere Funktionsweise eines Festivals sowie im Allgemeinen die Kommunikationswege der Musikkultur der 1920er Jahre differenziert erforscht werden. Zudem eröffnet sich durch die Untersuchung der frühen konstituierenden Jahre von "Donaueschingen" eine weiterreichende Perspektive auf die zweite Jahrhunderthälfte, welche erhellende Einsichten über die Erfolgsdynamik des Festivals auch nach 1950 ermöglichen können.
Projektleitende | Matthias Schmidt, Simon Obert |
---|---|
Mitarbeitende | Daniel Ramseier, Simon Brodier |
Die Donaueschinger Kammermusiktage 1921–1926
Internationales Symposium, 3. bis 5. Dezember 2009
Die "Donaueschinger Musiktage" stellen seit ihrer Gründung 1921 eines der renommiertesten Festivals für zeitgenössische Musik weltweit dar. Ihr bis heute ausserordentlicher Ruf geht zu einem beträchtlichen Teil auf jene ersten Jahre zurück, als sich das Festival mit aufsehenerregenden Uraufführungen ins Zentrum der kulturinteressierten Öffentlichkeit katapultierte. Die historische Besonderheit des Festivals liegt zum einen in der nüchternen Aufbruchstimmung begründet, die nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs auch in kulturellen Belangen einen Neuanfang einforderte, zum anderen im Wunsch der Veranstalter, alle Richtungen und Strömungen der internationalen zeitgenössischen Musik in ihren Programmen zu berücksichtigen. Bewusst siedelte sich das Donaueschinger Festival, dem Usus der Vorkriegszeit zum Trotz, jenseits der grossen Kulturzentren an. In der badischen Provinz sollte sich eine interessierte Öffentlichekeit einfinden, um im Diskurs von Komponisten, Instrumentalisten, Publikum und Kritik sich ganz auf die zeitgenössische Musik konzentrieren zu können.
Die ersten sechs Jahre dieses Festivals wurden bisher nur in Einzelstudien und einer unpublizierten Dissertation aus den 1960er Jahren untersucht, neben einem derzeit laufenden Forschungsprojekt an der Universität Regensburg. Eine Gesamtuntersuchung, die die vielfältigen kompositorischen, ästhetischen, soziokulturellen und medialen Implikationen des Musikfestivals untersucht, steht noch aus. Das Symposium intendiert einen wichtigen Schritt in diese Richtung.
Veranstalter
Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Basel
Buchpublikation: Laboratorium der neuen Musik. Die Donaueschinger Kammermusiktage 1921–1926
Im Rahmen des Forschungsprojekts entstand ein Buch, das unter dem Titel "Laboratorium der neuen Musik. Die Donaueschinger Kammermusiktage 1921–1926" im November 2021 publiziert wurde (Titelbild, s. rechts). Über diesen Link kommen Sie zur Verlagsseite. Es folgt der Beschriebtext:
Die Donaueschinger Musiktage stellen seit ihrer Gründung 1921 eines der weltweit renommiertesten Festivals für zeitgenössische Musik dar. Ihr Ruf geht vor allem auf jene ersten Jahre zurück, als sich das Festival mit aufsehenerregenden Uraufführungen ins Bewusstsein der kulturinteressierten Öffentlichkeit katapultierte. Die historische Besonderheit ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer nüchternen Aufbruchstimmung zu sehen, die nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs auch in kulturellen Belangen einen Neuanfang einforderte.
In diesem Band werden auf der Basis der geschlossen erhaltenen Archivalien der Kammermusiktage 1921–1926 die vielfältigen soziokulturellen, ästhetischen, kompositorischen und medialen Implikationen des Musikfestivals untersucht. Der Band leistet damit einen Beitrag zur Erforschung der Musikkultur der 1920er-Jahre.
Laboratorium der neuen Musik. Die Donaueschinger Kammermusiktage 1921–1926, hrsg. von Simon Obert und Matthias Schmidt, Basel 2021.