Basler Trommeln

Bryysdrummle

„D Doublés mien grällele“! Diese Aussage zu einer typischen Schlagkombination des Basler Trommelns ist mehr als nur eine Spielanweisung. Sie steht sinnbildlich für die Basler Trommeltradition und vereint die verschiedenen Anknüpfungspunkte, welche ich in meiner Arbeit verfolge.

Im Zusammenhang mit der Fasnachtstradition entwickelte sich in Basel ein Trommelstil, der, aufgrund rhythmischer Unschärfen, durch die klassische Rhythmusnotation nur begrenzt repräsentiert werden kann. Das „Grällele“ (perlen) der Doublés, der leicht abgesetzte zweite Sechzehntel, oder die Interpretation der Achteltriole, mit dem vorgezogenen zweiten Achtel, sind nur zwei Beispiele dafür.

Ein wichtiger Aspekt bei der Entwicklung des Trommelstils könnte die schweizweit einzigartige Notationsweise gespielt haben. Die früher verbreitete Hieroglyphenschrift begünstigte eigene rhythmische Interpretationen, da sie nur aus verschiedenen Zeichen und Symbolen bestand und keine rhythmische Genauigkeit aufwies. Eine solche Notationsweise machte das selbständige Erarbeiten eines Trommelstückes beinahe unmöglich. Die Tradierung der Stücke konnte deshalb nicht auf einer rein schriftlichen Ebene geschehen. Zur Erlernung der Trommelstücke und vor allem derer Rhythmik war man auf eine Lehrperson angewiesen.

Die Hieroglyphen gibt es in Basel bis heute. Sie werden aber von der klassischen Rhythmusnotation je länger je mehr abgelöst. Dies bedeutet aber nicht, dass die besagten rhythmischen Unschärfen verschwunden wären. Meine Forschungsarbeit geht auf die Suche nach Gründen für die Erhaltung dieser rhythmischen Ungenauigkeiten.

Das gesamte Trommelrepertoire ist mittlerweile in beiden Schriftformen vorhanden. Die Analyse alter Notentexte in Hieroglyphenschrift wird durch die Übersetzung in die klassische Rhythmusnotation vereinfacht. Die moderne Schriftform ermöglicht zudem ein präziserer Vergleich von Notation und musikalischer Interpretation.

In meiner Arbeit gehe ich dem „Sound“ des Basler Trommelns auf den Grund. Mithilfe des Sonic Visualizers vergleiche ich Notation und Aufführungspraxis im Basler Trommeln und suche nach rhythmischen Gesetzmässigkeiten sowie Gründe für die Entstehung solcher Gesetzmässigkeiten. Daneben untersuche ich die musikalischen Entwicklungen des Basler Trommelstils sowohl in der Schrift als auch in der musikalischen Interpretation. Mithilfe von Analysen pädagogischer Dokumente und Lehrbücher möchte ich zudem die Tradierung dieser Volkskultur beleuchten.

 

DoktorierenderPhilipp Wingeier
Erstbetreuer*inMatthias Schmidt