08 Okt 2018
18:15

Vortragssaal Musikwissenschaftliches Seminar

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MWS-Vortrag

Angelika Moths Leibeigenschaft und Honigseim – «Ukrainische» Musik im 18. und frühen 19. Jahrhundert

Moths

Durch die herausragende Arbeit von Marina Ritzarev von 2004 bekam die Musik Russlands «vor Glinka» ein neues Gesicht. Sie räumte auf mit den Klischees, die das 18. Jahrhundert politisch oder romantisierend instrumentalisierten. Diese scharfe Differenzierung steht bei Untersuchungen dieser Art für andere Länder, z. B. für die Ukraine, noch aus. Hier sind zwei Komponisten exemplarisch, die über Jahrzehnte zwischen Russland und der Ukraine hin- und hergezerrt wurden: Maxim S. Berezovsky (1745–1777) und Dmitry S. Bortniansky (1751–1825). Gemäß älterer Literatur kopierten sie «nur» ihre italienischen Kollegen und das russische Idiom sei in ihrer Musik «noch nicht» vorhanden. Andererseits gab es aufgrund ihrer ukrainischen Herkunft auch Versuche der nationalen Heroisierung, die im Laufe der Zeit relativiert werden mussten. So kam – nicht zuletzt durch das 2017 in L’viv (Lemberg) stattgefundene Symposium Ex umbra in solem – Bewegung in den wissenschaftlichen Diskurs. Die internationale Zusammenarbeit wird bereichert durch die Forschung an den lange verschollenen Beständen der Berliner Sing-Akademie. Der Vortrag bietet somit eine Bestandsaufnahme der Entwicklungen in den letzten Jahren, die die Vielschichtigkeit der Kulturbetrachtung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts in der Ukraine demonstriert.

Am 7. Oktober 2018 um 19.30 Uhr spielt im Wildt’schen Haus das Ensemble Musica Fiorita unter Daniela Dolci Werke aus den Beständen der Berliner Sing-Akademie, darunter Kompositionen von Berezovsky und Bortniansky.

 

Angelika Moths studierte Cembalo, Musiktheorie sowie Musik-, Kunst- und Islamwissenschaft und promoviert in Wien.
Von 2007 bis 2012 hatte sie eine Vertretungsprofessur für Theorie der Alten Musik an der Hochschule in Bremen. Zurzeit ist sie Dozentin für Theorie an der Hochschule in Zürich, für Notation an der Schola Cantorum Basiliensis und Lehrbeauftragte an der Universität Basel (Satzlehre und Paläographie) und Rostock (Aufführungspraxis). Sie leitete Wiederaufführungen der Opern Zenobia von Tommaso Albinoni (2008, Damaskus) und Amazonki von Józef Elsner (2015, L’viv). Sie war Gastdozentin an der Musikhochschule/Universität Mainz und seit Wintersemester 2017/18 arbeitet sie als akademische Mitarbeiterin an der Universität Heidelberg.


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