MWS Vortragssaal, Petersgraben 27, 4051 Basel
Veranstalter:
MWS, Kooperation mit der SMG Ortsgruppe Basel
MWS-Vortrag
Im frühen 20. Jahrhundert widmete sich die deutschsprachige Musiktheorie zunehmend der Ausarbeitung von Theorien zur Melodie. Dabei fungierte auffällig oft die Linie als metaphorisches Sinnbild oder graphisches Darstellungsmittel, um Tonhöhenverläufe nachzuzeichnen und zu Einheiten zu verbinden. Dieses Bild wirft zugleich Fragen auf, etwa nach der implizierten Übertragbarkeit zwischen auditiven und visuellen Wahrnehmungen, ihrer Zeitlichkeit und der Kognition vergänglicher Prozesse. Der Vortrag spürt diesen Querverweisen an Hand ausgewählter Beispiele unter anderem aus den Theorien von Ernst Toch und Ernst Kurth nach und verortet sie im musikalischen Geschehen ihrer Zeit. Dies lässt eine methodische Neuausrichtung von Musiktheorie an Beiträgen aus der Gestaltpsychologie und Phänomenologie nachvollziehen und erschließt Parallelen zur Abstraktion und Neudefinition der Linie in den bildenden Künsten.
Seit Anfang März 2021 hat Stephanie Probst eine Tenure-Track-Stelle in Musikwissenschaft an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien inne. Zuvor war sie Juniorprofessorin an der Universität zu Köln und als Postdoc an den Universitäten von Cambridge (ERC-Projekt „Sound and Materialism in the 19th Century“) und Potsdam tätig. Ihre Dissertation (Harvard University, 2018) zeigt Wechselwirkungen von musiktheoretischen, künstlerischen und psychologischen Ansätzen in Theorien zur Melodie im frühen 20. Jahrhundert auf. Ein neues Projekt ist taktilen und mechanisch gestützten Verfahren des musikalischen Schreibens und Lesens gewidmet, etwa in Notationsformen für blinde Musiker*innen, auf musikalischen Schreibmaschinen, Melographen und Notenrollen für selbstspielende Klaviere.
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