Playlist Herbstsemester 2023
Für die Playlist haben die Dozierenden der Lehrveranstaltungen am Musikwissenschaftlichen Seminar jeweils ein Musikbeispiel ausgewählt, das ihre Veranstaltung repräsentiert.
Viel Spass beim Reinhören!
Seminar: György Ligeti
Seminar: Musik/Theater: Eine kleine Geschichte der Oper (16.-18. Jahrhundert)
Vorlesung mit Übungen: Popmusikgeschichte – Stile, Stars, Songs, Ereignisse 1950–2020
Forschungsseminar: Adornos Philosophie der neuen Musik – aktuelle Einblicke
Übung: Anton Webern: »Wege zur neuen Musik«. Digitale Edition und Kommentierung
Übung: Fragen der Musikgeschichte I
Joan La Barbara (geb. 1947) gehört zu einer Generation von Vokalistinnen, die ausgehend von ihrer klassischen Gesangsausbildung Vokaltechnik und -ästhetik insbesondere in der Arbeit mit elektronischen Medien weiterentwickelten. Als composer-performer avant la lettre kreierte sie eigene Kompositionen, arbeitete aber auch mit einer Vielzahl namhafter Komponist:innen und Künstler:innen aus verschiedensten Disziplinen zusammen.
Mit Twelvesong (1977) für Mehrspurband schuf La Barbara ein, wie sie es nennt, sound painting, in welchem sie Klänge auf den verschiedenen Tonspuren platziert wie eine Malerin Farben auf einer Palette.
Vorlesung mit Übungen: Psalmen: Rezeptionsmodi zwischen Text und Tönen
Übung: Die Musik der Synagoge
Kurs: Musiktheorie I: Vom Akkord zum Generalbass
Vorlesung: Musikgeschichte in Geschichten III: 1800 – heute
Übung: Musikalische Analyse und kulturwissenschaftliche Paradigmen im Diskurs
Proseminar: Notationskunde
Seminar: Tabulaturen und Instrumente im langen 16. Jahrhundert
Übung: Traum(a)fabrik: Musik in Filmen über traumatische Erfahrungen
Der Düsseldorfer Komponist und Pianist Volker Bertelman (Hauschka) hat den Score zur Netflixproduktion IM WESTEN NICHTS NEUES geschrieben und gewinnt damit seit Anfang der Jahres jeden Preis, vom GEMA Musikautor:innenpreis über den BAFTA bis zum Oscar für die Beste Musik. Seine für diesen Film radikal reduzierte musikalische Sprache, die stark auf geräuschhafte, motorisch-manische Elemente der verwendeten akustischen Instrumente setzt, wie etwa das Pumpen des Harmoniums, mit dem das Hauptmotiv eingespielt wurde, schafft erzählerische Klammern und verleiht dem Film zusätzliche Ebenen. Ohnmacht und Unentrinnbarkeit, Ausgeliefertsein und vollkommene Hoffnungslosigkeit, aber auch Momente der Leichtigkeit und Verletzlichkeit, der wort- und begriffslosen Freundschaft und Verbundenheit kommen mit einer sehr unmittelbaren, körperlichen Direktheit zum Ausdruck.
Filme, die Krieg zeigen, um sich warnend an ihm abzuarbeiten, laufen Gefahr, sich am Sujet zu verheben, mitunter auch, ganz einfach nicht verstanden zu werden, so wie Paul Verhoevens STARSHIP TROOPERS. Zu IM WESTEN NICHTS NEUES gibt es daher, wie nicht anders zu erwarten, durchaus kritische Stimmen. Doch die klare Filmsprache und nicht zuletzt auch die außergewöhnliche und originelle Musik lassen letztlich wenig Zweifel daran zu, dass hier nicht versucht wurde, irgendetwas um seiner selbst willen zu ästhetisieren oder gar zu verherrlichen.
Damit reiht der Film sich ein in die Riege großer (Anti-)Kriegsfilme wie THE THIN RED LINE, SAVING PRIVATE RYAN und DUNKIRK sowie natürlich auch seines bald 100 Jahre alten Vorgängers gleichen Namens. Womöglich hatte nicht jeder der genannten Filme zu seiner Zeit die gleiche Bedeutung, die THE THIN RED LINE und SAVING PRIVATE RAYN Ende der 1990er und IM WESTEN NICHT NEUES im vergangenen Jahr, welches vom Beginn eines weiteren großen Krieges auf europäischem Boden geprägt war. Doch sie alle erzählen vom Schicksal und vom Leid der Menschen, die in den Krieg geworfen werden und darin ihr Schicksal finden. Das Schicksal traumatisierter Generationen, deren Leid in der Gesellschaft, die sie in den Krieg schickte, zumeist unverstanden bleibt.
Der Clip zum Filmmusik-Cue REMAINS ist mit Bildern aus dem Film montiert, entstammt aber nicht dem Film selbst.